Die Installationszahlen von Kleinwindkraftanlagen steigen in Italien rapide an. Grundlage für diese Entwicklung sind feste Einspeisetarife, die eine stabile Investitionsgrundlage für Betreiber kleiner Windkraftanlagen darstellen.
Ein kürzlich erschienener Artikel des renommierten Kleinwindkraft-Experten Paul Gipe beruft sich auf eine Studie der polytechnischen Universität in Mailand, die eine erfreuliche Marktentwicklung beschreibt.
Eine lange Küste und viele Inseln sprechen für gute Windverhältnisse. Wer in Italien Urlaub gemacht hat, kennt die starken regionalen Windsysteme wie Scirocco oder Bora. Der italienische Windkraftverband geht von einem Kleinwindkraft-Potenzial von 1.000 MW aus. Diese vorteilhaften geographischen Voraussetzungen in Kombination mit dem politischen Willen, dezentrale Energieversorgung mit Windenergie zu fördern, führen zu einem rasanten Marktwachstum.
Einspeisetarife
Der im Jahr 2008 eingeführte Einspeisetarif für Windkraftanlagen mit einer Leistung unter 200 kW beträgt bislang 30 Cent pro kWh. Der Tarif wird für 15 Jahre gezahlt. Im Small Wind World Report 2012 der WWEA wird darauf hingewiesen, dass es sich um einen Nettotarif handelt. Vergütet wird nur der eingespeiste, nicht aber der selbst verbrauchte Strom. Die Stromzähler müssen bilanztechnisch entsprechend eingerichtet sein. Verglichen mit dem Einspeisetarif für Kleinwindanlagen in Deutschland, ist der Tarif in Italien dreimal so hoch.
Im Jahr 2013 wird es eine leichte Anpassung der Tarife geben. Windräder mit einer Leistung unter 20 kW bekommen einen Einspeisetarif von 29,1 Euro-Cent pro kWh, Anlagen zwischen 20 und 200 kW Leistung einen Tarif von 26,8 Euro-Cent pro kWh. Die Laufzeit wird von 15 auf 20 Jahre angehoben.
Neben den Märkten in USA, Großbritannien und Japan reiht sich Italien in die Riege der internationalen Top-Märkte ein. Dies gilt für netzgekoppelte Systeme. Der weltweit größte Markt für Kleinwindräder ist China, zumindest was die installierte Stückzahl angeht. Dort wird der Markt von kleinen Batterieladesystemen dominiert.
Installationszahlen
Ende des Jahres 2011 waren in Italien kleine Windkraftanlagen mit einer Leistung von 13 MW installiert. Die Windkraftleistung betrug insgesamt 6.700 MW. Seit dem Jahr 2008 haben sich die Kleinwind-Installationszahlen jährlich verdoppelt. Im Jahr 2012 könnten Kleinwindenergieanlagen mit einer Leistung von insgesamt 10 MW neu errichtet werden. Ein Großteil der Anlagen hat eine Leistung unter 80 kW. In Bezug auf die regionale Verteilung haben die südlichen Provinzen die Nase vorn, dort werden 70% aller Neuinstallationen verzeichnet.
Energiewende in Italien
Was Deutschland nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima politisch durchgesetzt hat, erfolgte in Italien schon im Jahr 1990: Der Ausstieg aus der Atomkraft. Nach dem Super-Gau des Kernkraftwerks in Tschernobyl im Jahr 1986 erfolgte eine Volksabstimmung, deren Ergebnis den Ausstieg besiegelte. Vier Kernkraftwerde wurden abgeschaltet. Ein geplanter Wiedereinstieg in die Kernenergie unter Silvio Berlusconi wurde mit einer weiteren Volksabstimmung im Juni 2011 seitens der Bevölkerung abgelehnt.
Italien hat sehr gute Voraussetzungen, die Energieversorgung auf Erneuerbare Energien umzustellen. Das Land ist nicht nur mit Sonne und Wind gesegnet. Auch das Potenzial zur Nutzung der Wasserkraft und Geothermie ist außerordentlich hoch.
Weiterführende Informationen
Referenzartikel von Paul Gipe und weitere Infos zum italienischen Markt:
Paul Gipe, 21. November 2012: Italian Small Wind Growing with Feed-in Tariffs.
Italienische Windkraft-Verbände
Associazione Nazionale Energia del Vento (Windkraft allgemein)
www.anev.org
ASSIEME – Associazione Italiana Energia Mini Eolica (Kleinwindkraft)
www.assieme.eu
Consorzio Produttori Energia Minieolico CPEM (Kleinwindkraft)
www.cpem.eu
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