Kleinwindanlagen kaufen: Ultimativer Leitfaden vom neutralen Experten
Vor dem Kauf einer Kleinwindkraftanlage muss man die wichtigsten Grundlagen kennen. Nur dann wird es langfristig eine erfolgreiche Investition.
Hochwertige Technik ist bei Kleinwindanlagen unverzichtbar!
Aber der Markt ist durch erhebliche Qualitätsunterschiede gekennzeichnet.
Dieser Leitfaden hilft potenziellen Käufern und gibt Antworten auf wichtige Fragen:
Autor: Patrick Jüttemann.
Aktualisierung: Juli 2023.
Unübersichtlicher Markt für kleine Windräder
Die Angebotslage bei Kleinwindkraftanlagen ist zum einen unübersichtlich: Weltweit gibt es über 300 Hersteller mit über 1.000 unterschiedlichen Modellen.
Zum anderen ist neben den empfehlenswerten Windanlagen viel schlechte Qualität auf dem Markt. Das gilt für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Einfache Billigware, ineffizient und nicht sturmsicher. Manche Produkte sind noch im Pilotstadium, werden aber schon als angeblich marktreife Produkte angeboten.
Technisch fragwürdige Kleinwindkraftanlagen werden oft von unseriösen Anbietern angepriesen, garniert mit unhaltbaren Versprechungen, was beispielsweise die Stromerträge der Windanlage angeht. Die Leistungsdaten basieren dann auf unrealistischen Windgeschwindigkeiten: Die meisten Käufer haben aber keinen Starkwindstandort auf Helgoland.
Vor allem bei kleinen Windkraftanlagen mit vertikaler Achse und neuen Rotorformen gibt es Neueinsteiger im Markt. Beim Betrachten bunter Verkaufsbroschüren muss man kritisch sein. Windkraftanlagen unterliegen während ihrer Lebenszeit einer erheblichen mechanischen Belastung, so dass nur erprobte und qualitativ hochwertige Anlagen Sicherheit geben können.
In Einzelfällen setzen die Leistungsdaten fragwürdiger Anbieter sogar die Regeln der Physik außer Kraft, da dem Wind mehr Energie entnommen wird, als aufgrund der Rotorfläche theoretisch möglich wäre. Die seriösen Hersteller kleiner Windräder leiden unter dieser Situation, da bei Interessenten ein falsches Bild übers Windrad für die private oder gewerbliche Nutzung vermittelt wird.
Mit der Kleinwindanlage wird man langfristig nur zufrieden, wenn man auf einen empfehlenswerten Hersteller mit hochwertiger Anlagentechnik setzt!
Durch die Presse wird man ggf. die Namen von Herstellern von in Windparks aufgestellten Großwindanlagen kennen wie z.B. Enercon, Nordex oder Vestas. Die Anbieter von privat oder gewerblich genutzten kleinen Windenergieanlagen wird man wahrscheinlich noch nie gehört haben. Bekannte Marken oder Marktführer sind in diesem jungen Markt bestehend aus kleinen und mittelgroßen Unternehmen nicht vorhanden.
Wichtig ist, dass man vor der Anschaffung einer kleinen Windanlage fürs Haus die Voraussetzungen prüft…
Voraussetzungen des Standorts prüfen
Nicht jeder Standort ist für eine Kleinwindkraftanlage geeignet.
Das betrifft vor allem zwei Aspekte:
1. Die Windstärke vor Ort muss ausreichend sein.
2. Man muss Aussicht auf eine Baugenehmigung haben.
Windstärke am Standort
Damit ist folgende Frage verbunden: Habe ich genug Wind auf meinem Grundstück, damit ich nennenswert Strom erzeugen kann? Die mittlere Jahreswindgeschwindigkeit in Rotorhöhe ist der zentrale Wert eines Windenergie-Projekts.
Viele Interessenten stellen sich auf folgende Frage: Wann lohnt sich eine Kleinwindkraftanlage? Eine Windanlage kann sich nur dann lohnen, wenn sie viel Strom erzeugt. Die Stromproduktion wiederum hängt essenziell vom Windangebot des Standorts ab. Die Wirtschaftlichkeit der Kleinwindkraftanlage steht und fällt mit dem Windpotenzial am geplanten Aufstellungsort.
Der folgende Fachbeitrag geht darauf ein, was eine windstarke Lage ausmacht:
>> Ein windstarker Standort ist das A und O.
Baugenehmigung
Ob und wann man eine Baugenehmigung für eine Kleinwindkraftanlage benötigt, hängt von der Bauordnung des Bundeslandes ab. In diversen Bundesländern wird für niedrige Kleinwindkraftanlagen unter 10 Meter Gesamthöhe (= höchste Flügelspitze) auf eine Genehmigung verzichtet.
Solche sehr kleinen Anlagen werden in der Regel von privaten Hausbesitzern betrieben. Eine gewerbliche Kleinwindanlage mit einer Leistung über 10 kW hat meistens eine Gesamthöhe ab 20 m und benötigt deshalb eine Baugenehmigung.
Man sollte vor dem Kontakt mit dem Bauamt die Nachbarn mit einbeziehen. Je nachdem, wie weit die nächsten Nachbarn entfernt sind und die Kleinwindanlage sehen oder hören könnten. Wenn man das Einverständnis der Nachbarn für die Windanlage hat, ist das definitiv ein Vorteil gegenüber dem Bauamt.
Das Wichtigste zur Baugenehmigung Inklusive der Regeln der einzelnen Bundesländer stehen auf folgender Seite:
>> Genehmigung und Recht für kleine Windkraftanlagen.
Kleine Windkraftanlage für Einfamilienhäuser kaufen
Vor allem vor dem Kauf einer Kleinwindkraftanlage fürs Einfamilienhaus muss man prüfen, ob am Standort genug Windenergie vorhanden ist. Denn Grundstücken mitten im Wohngebiet fehlt meistens das notwendige Windpotenzial. Die Windanlage für zuhause wird dann zum teuren Hobby mit geringer Stromproduktion.
Privaten Haushalten werden oft Kleinstwindkraftanlagen mit einer Leistung unter 1.000 Watt (= 1 Kilowatt) angeboten. Hier sollte vor dem Kauf geprüft werden, ob ein Wechselrichter im Paket mit angeboten wird, der als zugelassenes Gerät (Norm: VDE 4105) 230V-Wechselstrom ins Hausnetz eingespeist.
Aber in der Regel werden Mikrowindkraftanlagen mit Laderegler zum Kauf angeboten. Das bedeutet: Gleichstrom wird in eine Batterie geladen. Vorsicht: Wind-Laderegler können nicht ohne weiteres an einen Stromspeicher angeschlossen werden, der primär für die Photovoltaikanlage angeschafft wurde.
Eine private Windturbine macht besonders dann Sinn, wenn als Heizung eine Wärmepumpe und schon ein oder zwei E-Autos vorhanden sind. Dann liegt der jährliche Strombedarf wahrscheinlich über 10.000 kWh. Praktikabel ist dann eine Kleinwindanlage mit einer Leistung von rund 5 kW. Ziel ist es, möglichst viel Energie selbst zu verbrauchen und nicht für mickrige 7,4 Cent pro kWh ins Stromnetz einzuspeisen. Je höher der Strombedarf, desto höher in der Regel die Eigenverbrauchsquote.
Kleinwindkraft für Unternehmen
Kleinwindkraftanlagen für Gebäude mit Anschluss ans Stromnetz (Netzparallelbetrieb) sind vor allem für stromintensive Betriebe sinnvoll. Auch hier muss zuerst geprüft werden, ob sich das Betriebsgelände in einer windstarken Lage befindet.
Da mehr Strom benötigt wird, kommen für Gewerbebetriebe Kleinwindanlagen mit einer Leistung ab 10 Kilowatt zum Einsatz. Bei gutem Windpotential können solche Windanlagen zu konkurrenzfähigen Kosten Strom erzeugen. Die Produktion des eigenen Windstroms kann dann (je nach Standort) günstiger als der Strompreis sein.
Auswahl einer passenden Kleinwindanlage
Die Kleinwindkraftanlage muss auf den Strombedarf des Betreibers ausgelegt sein. Nur der Eigenverbrauch des Windstroms ist wirtschaftlich. Nicht selten wird eine Windkraftanlage gekauft, die zu groß dimensioniert ist. Es wird zu wenig Strom selbst verbraucht, zu viel ins öffentliche Netz eingespeist. Das ist nicht wirtschaftlich.
Will man wissen, wie viel Strom eine konkrete Mini-Windanlage auf dem eigenen Gelände produzieren wird, muss man das Windangebot des Standorts kennen.
Stromertrag der Windanlage bestimmen
Für die Auswahl und Größenbestimmung der Windanlage muss man sich zunächst fragen: Wieviel Strom soll die Anlage pro Jahr erzeugen?
Wichtig: der Strom einer Kleinwindkraftanlage sollte möglichst nur für den Eigenbedarf verwendet werden. Die Einspeisung und Vergütung ist nicht wirtschaftlich. Man bekommt nur 7,4 Cent pro kWh.
Bei der Planung berücksichtigen, dass ein Windgenerator übers Jahr den meisten Strom im Herbst und Winter erzeugt.
Ein Beispiel: ein Gewerbebetrieb hat einen jährlichen Stromverbrauch von 40.000 Kilowattstunden. Die Photovoltaikanlage deckt davon 25.000 kWh Eigenverbrauch ab. Der Reststrombedarf liegt demnach bei 15.000 kWh. Dieser Wert wäre der maximale Zielwert für die Auswahl der Kleinwindanlage.
Windpotenzial ermitteln
Die Jahresstromproduktion eines Windrads hängt unmittelbar von den Windverhältnissen in Rotorhöhe ab. Nur wenn man die mittlere Jahreswindgeschwindigkeit des geplanten Aufstellungsorts der Windturbine kennt, kann man den jährlichen Stromertrag einer konkreten Kleinwindanlage bestimmen.
Je wichtiger für den Betreiber die Wirtschaftlichkeit, desto wichtiger die korrekte Bestimmung des Windpotenzials. Vor allem Gewerbe- und Industriebetriebe wollen vor der Investition in Kleinwindkraft wissen, ob die Investition ausreichend Stromerträge abwirft.
Die Überprüfung des Windpotenzials kann mit einer Windmessung oder einem professionellen Gutachten erfolgen.
Erfahrungsgemäß gibt es auch Betreiber von Kleinwindkraftanlagen, die vorab nur sehr grob geprüft haben, ob eine windstarke Lage vorhanden ist. Windstarke Lage bedeutet: freie Anströmung des Windes aus Hauptwindrichtung. Auf eine Windmessung oder Gutachten zum Windpotenzial wurde aber verzichtet. Die Wirtschaftlichkeit des Projekts stand dann nicht im Vordergrund, sondern primär die Selbstversorgung mit Strom.
Man kann auch den Anbieter einer Kleinwindanlage um eine Schätzung bitten, was ein konkretes Windkraftmodell am geplanten Aufstellungsort erzeugen würde. Auch hier gilt: nur seriöse und empfehlenswerte Hersteller geben eine ehrliche Auskunft. Ein guter Anbieter wird dir bei einem windschwachen Standort ehrlich sagen: Lass es sein mit der Windanlage und konzentriere dich auf Photovoltaik.
Leistung in Kilowatt wenig aussagekräftig
Eine Kleinwindkraftanlage sollte man NICHT auf Basis der Nennleistung in Kilowatt auswählen. Nicht die Leistung einers Windgenerators ist entscheidend, sondern die jährlichen Stromerträge.
Generell hat bei Windenergieanlagen nicht die Leistung in Kilowatt, sondern die Größe des Rotors den entscheidenden Einfluss auf die Stromerträge. Zwei Kleinwindkraftanlagen gleicher Leistung können am gleichen Standort sehr unterschiedliche Stromerträge haben. Die Windanlage mit größerem Rotor kann durchaus doppelt so viel Strom erzeugen wie die Anlage mit kürzeren Rotorblättern. Die ertragsstärkere Anlage erreicht die Nennleistung bei einer geringeren Windgeschwindigkeit.
Wenn man die Leistung als grobe Abgrenzung zwischen privaten und gewerblichen Windanlagen nehmen will: private Kleinwindkraftanlagen haben eine Leistung bis rund 5 kW. Gewerbliche Anlagen in der Regel über 10 kW.
Hier eine Klassifizierung von Kleinwindanlagen anhand der Leistung und Eignung für Anwendergruppen:
Größenklasse | Leistung | Anwendung |
---|---|---|
Mikro | bis 1,5 kW | Netzferne Batterieladung. Profi-Technik und einfache Hobby-Anlagen |
Klein | 1,5 bis 10 kW | Privat und Kleingewerbe. Anschluss ans Stromnetz. |
Mittel | 10 kW bis 250 kW | Gewerbe- und Industrie im Netz-Parallelbetrieb. |
Anstatt die Leistung in den Mittelpunkt zu stellen, sollte man bei der Auswahl der Kleinwindanlage lieber so vorgehen:
- 1Jährlichen Stromertrag der Windanlage als Zielwert bestimmen.
- 2Mittlere Jahreswindgeschwindigkeit am Standort ermitteln oder schätzen.
- 3Hochwertige Kleinwindanlagen ermitteln, die den Stromertrag bei gegebenem Windpotenzial decken.
Empfehlenswerte Kleinwindkraftanlagen
Hochwertige Technik hat ihren Preis
Wer eine Kleinwindkraftanlage kaufen will, muss auf hohe Qualität achten. Denn Windkraft kann extreme Kraft ausüben. Die Windleistung steigt mit zunehmender Windgeschwindigkeit überproportional an. Nicht umsonst kann der Wind Bäume entwurzeln.
Windkraftanlagen sind demnach durch starke mechanische Belastungen gekennzeichnet. Die am Anfang scheinbar günstigste Anlage kann sich im langfristigen Betrieb als Kostenfalle entpuppen.
Eine qualitativ hochwertige Kleinwindanlage mit verlässlicher Sturmsicherung hat ihren Preis. Aber langfristig fährt man besser damit. Denn Reparaturen und Ausfallzeiten sind nicht nur teuer, sondern kosten auch Zeit und Nerven.
Vor allem bei kleinen Mikrowindanlagen bis rund 2 kW Leistung gibt es einfache Hobby-Windanlagen. Das sind eher Spielzeuge als verlässliche Mini-Kraftwerke.
Zertifizierung als höchstes Gütesiegel
Zertifizierungen werden von unabhängigen Prüfinstituten ausgestellt und belegen die Leistung und Zuverlässigkeit der Anlagen. Erprobung und Tests von Kleinwindanlagen finden auf windstarken Testfeldern statt. Zertifizierungen haben zudem den Vorteil, dass sie technische Standards und Parameter vorgeben, die Kleinwindanlagen verschiedener Hersteller vergleichbar machen.
In Deutschland sind Zertifizierungen für Kleinwindanlagen gesetzlich nicht vorgeschrieben, wie z.B. eine Hauptuntersuchung fürs Auto. Jeder kann eine Kleinwindanlage verkaufen. Eine CE-Zertifizierung ist NICHT aussagekräftig, da es nur eine Selbstverpflichtung des Herstellers ist, aber keine unabhängige Überprüfung der Anlagentechnik. Maßgebliche technische Norm für Kleinwindkraftanlagen ist die IEC 61400-2.
Gerade für kleine Hersteller ist die Durchführung einer Zertifizierung nicht bezahlbar, da die Kosten pro Windturbine über 100.000 Euro betragen können. Kleinwind-Experten aus Deutschland und Österreich fordern seit langem die Etablierung eines vereinfachten Zertifizierungsverfahrens für kleine Windanlagen.
Fazit: Ein Großteil der Kleinwindkraftanlagen in den DACH-Ländern ist nicht zertifiziert. Das heißt nicht, dass in diesen Ländern keine guten Kleinwindturbinen auf dem Markt sind! Es gibt auch Kleinwindanlage ohne Zertifizierung, die empfehlenswert sind. Man muss wissen, wie man empfehlenswerte Hersteller erkennt…
Horizontale oder vertikale Windanlage?
Stand der Technik sind horizontale Kleinwindkraftanlagen. Das ist nicht nur das Ergebnis von Forschung und Entwicklung. Auch die weltweite Marktlage spricht ein klares Bild: Im Großwindkraftsektor gibt es ausschließlich Horizontalläufer. Im Markt für Kleinwindanlagen dominieren aus vielerlei Gründen horizontale Windanlagen.
Ein entscheidender Vorteil von Kleinwindanlagen mit horizontaler Achse ist der höhere Wirkungsgrad. Beim Kauf eines Kraftwerks stehen die Kosten des selbst produzierten Stroms im Vordergrund. Die Kaufpreise horizontaler und vertikaler Kleinwindräder unterscheiden sich nicht wesentlich pro Kilowatt Leistung, horizontale Kleinwindkraftanlagen produzieren aber in der Regel deutlich mehr Strom.
Manche Menschen interessieren sich aufgrund des oft schönen Designs vertikaler Windturbinen nur für diese Bauform. Wer eine gewissenhafte Kaufentscheidung treffen will, dem sei geraten: Sei offen für horizontale Kleinwindanlagen. Moderne horizontale Windräder sind leise, zuverlässig und effizient.
Kennzeichen empfehlenswerter Kleinwindanlagen
Zu einer Kleinwindkraftanlage muss man unabhängige Referenzen einholen, dass die Anlage unter natürlichen Windbedingungen d.h. im freien Wind zuverlässig funktioniert. Das gilt für die Effizienz (Stromerträge) als auch die Dauerbelastung (Zuverlässigkeit). Nicht ausreichend als Beleg für die Anlagenqualität sind Tests im Windtunnel oder Software-Simulationen. Eine Kleinwindanlage muss sich mehrere Monate im freien Wind inklusive Sturmperioden bewährt haben!
Unabhängige Referenz heißt: nicht nur auf die Aussage des Herstellers oder Anbieters der Kleinwindanlage setzen! Es muss keine volle Zertifizierung der Windanlage sein. Auch einfache Testfeldergebnisse zur Leistung und Dauerbelastung sind hilfreich. Auf Basis der vermessenen Leistungskurve kann man verlässlich die Stromerträge der Windanlage ableiten. Nachfragen, ob es unabhängige Prüfdokumente gibt.
Auch die Erfahrung von Betreibern einer konkreten Windanlage sind hilfreich. Es sollten vom Anbieter unabhängige Personen seine, keine Vertriebspartner. Eine Windturbine sollte mindestens die windstarken Jahreszeiten Herbst und Winter durchgelaufen sein. Sturmerprobung ist sehr wichtig.
Eine gute Übersicht zu erprobten Kleinwindkraftanlagen für die gewerbliche oder private Nutzung bietet der herstellerunabhängige Kleinwind-Marktreport.
Mit welchen Kosten fürs Windrad muss man rechnen?
Bei einem kleinen Windrad muss im Durchschnitt mit rund 6.000 Euro pro Kilowatt installierter Leistung gerechnet werden. Beim Kauf eines Windrads muss man das Gesamtpaket im Auge haben: Windgenerator, Wechselrichter, Mast, Installation, Planungsleistungen etc. Diese Dinge sind im Durchschnittspreis enthalten.
Ein schlüsselfertiges Windrad mit einer Leistung von 5 kW würde dann über den Daumen gepeilt 30.000 Euro kosten. Pauschale Angaben sind schwierig, denn die Kosten hängen stark vom Standort ab.
Vergleicht man die Kosten, so bewegt sich die Spanne zwischen 3.000 und 12.000 Euro pro Kilowatt für die schlüsselfertige Kleinwindkraftanlage. Wie so vieles, sind auch kleine Windräder und deren Komponenten in den letzten Monaten teurer geworden.
Du hast online ein sehr viel günstigeres Windrad entdeckt? Dann ist die Chance groß, dass es sich um bescheidene Qualität handelt und die Anlage den ersten Sturm nicht überleben wird.
Bitte beachten: entscheidend für die Wirtschaftlichkeit sind die Kosten des produzierten Stroms der Windkraftanlage (Stromgestehungskosten) über eine Laufzeit von 15 bis 20 Jahren und nicht die Anschaffungskosten der Anlage.
Wenn Windkraftanlage A 15.000 Euro kostet, aber Strom zu 40 Cent pro kWh erzeugt, dann wähle ich lieber die Anlage B für 20.000 Euro, die aber Stromgestehungskosten von 25 Cent pro kWh über die Lebenszeit aufweisen kann. Windkraftanlage B ist erheblich effizienter aufgrund der deutlich höheren Stromproduktion und technischen Verfügbarkeit. Über die Jahre lohnt sich das als Betreiber vor allem dann, wenn man günstiger Strom erzeugt, als man ihn vom Energieversorger kauft.
Exkurs: Schallpegel - Sind Kleinwindanlagen laut?
Moderne Kleinwindkraftanlagen mit optimierter Aerodynamik der Flügel und ausgefeilter Regelungstechnik sind leise. Die Windgeräusche sind oft lauter als der Windgenerator. Doch jede Anlage hat ihren eigenen „Sound“. Am besten an einem windigen Tag neben das Windrad stellen und sich selbst überzeugen.
Es kommt eher selten vor, dass eine Kleinwindanlage die Grenzwerte für Lärm-Emissionen überschreitet und sich Nachbarn gestört fühlen.
Beim Hersteller nachfragen, ob es eine unabhängig vermessene Schallkurve gibt. Dann kann man abschätzen, wie sich der Schall räumlich ausbreitet. Maßstab sind die zulässigen Werten der TA Lärm (Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm). Je nach Gebietstyp (Gewerbegebiet, Wohngebiet, Außenbereich d.h. ländlicher Raum) gelten bestimmte Maximalwerte, die vom Windrad nicht überschritten werden dürfen.
Kann man als Privatperson ein Windrad kaufen?
Man kann auch als Privatperson ein Windrad kaufen, dazu gibt es keine prinzipiellen Verbote. In manchen Bundesländern erlaubt die Bauordnung sogar eine Installation des Windrads ohne Baugenehmigung. Die Anlage darf dann nicht größer als 10 m sein.
Man muss prüfen, für welchen Gebietstyp die Genehmigungsfreiheit gilt (Wohngebiet, Gewerbegebiet, Außenbereich etc.). In vielen Bundesländern sind Wohngebiete ausgenommen. Auf folgender Themenseite erfährt man mehr über >> Genehmigung und Baurecht für kleine Windräder.
Wichtig: nur an einem windstarken Installationsort ist so ein Windrad sinnvoll!
Standorte in den meisten Wohngebietslagen haben zu wenig Wind.
Nicht empfehlenswert ist die Installation am Balkon (Stecker-Windanlage) und die Montage auf dem Dach. Standard für die Installation ist ein bodenständiger Mast auf dem Grundstück.
Video: 6 Tipps zum Kauf einer kleinen Windkraftanlage
Schau dir mein Video an, danach bist du für den Kauf einer kleinen Windkraftanlage top vorbereitet...
Wichtigste Kennzahlen beim Kauf einer Kleinwindanlage
Weil es so wichtig ist: setze nicht nur auf die Aussagen des Herstellers, hole unabhängige Referenzen ein. Das gilt vor allem für die Dauerbelastung und Ertragsstärke der Kleinwindkraftanlage.
Bringe in Erfahrung, wie hoch der jährliche Stromertrag bei 4 m/s und 5 m/s mittlerer Jahreswindgeschwindigkeit ist. 4 m/s ist für einen guten Binnenland-Standort und 5 m/s für einen guten küstennahen Standort realistisch.
Schaue nicht nur auf die Nennleistung des Windgenerators, sondern notiere dir immer auch den Rotordurchmesser. Ein Beispiel: du hast zwei Kleinwindanlagen mit je 5 Kilowatt Nennleistung in der Wahl, beide mit horizontaler Rotorachse. Die eine Anlage hat einen Rotordurchmesser von 5 Meter, die andere von 5,6 Meter. Die Windanlage mit größerem Rotor wird voraussichtlich die Nennleistung bei einer niedrigeren Windgeschwindigkeit erreichen und übers Jahr mehr Strom produzieren.
Wichtig sind auch die zu einem Windradmodell angebotenen Masthöhen. Je höher der Mast, desto stärker der Wind in Rotorhöhe. Vor allem an eher windschwachen Standorten im Landesinneren muss man einen höheren Mast nehmen, um überhaupt ausreichend Strom produzieren zu können.
Wichtige Themen sind auch: Anlagenregulierung, Sturmsicherung und Bremssysteme. Vergleiche die Konzepte verschiedener Hersteller.
Fazit: beim Kauf einer Kleinwindanlage sollte man nicht vorschnell handeln und das erstbeste Angebot wählen. Lieber ein paar Euro mehr ausgeben und auf sturmsichere Qualität setzen.
Autor: Patrick Jüttemann.