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Windgenerator 230V: Wichtige Grundlagen auf einen Blick

Kann ein kleiner Windgenerator fürs die Einspeisung ins Hausnetzt sinnvoll sein? Ja, aber nur wenn die Voraussetzungen stimmen! 

Vorsicht ist geboten: Es gibt kein Thema im Bereich Windenergie, wo so viele Unwahrheiten verbreitet werden. Oft von fragwürdigen Anbietern. Kaufe keinen Windgenerator, bevor Du die Grundlagen kennst. Sonst schmeißt du Geld zum Fenster raus.

Deshalb hier ein ehrlicher Ratgeber rund ums Thema Kleinwindkraft für die Einspeisung ins Hausnetz mit 230 Volt. Was man vor dem Kauf einer Kleinwindanlage unbedingt wissen muss…

Windkraft fürs Haus: sinnvolle Einsatzbereiche

Solarstromanlagen (Photovoltaik) sind auch auf Einfamilienhäusern weit verbreitet. Immer häufiger kommt zusätzlich der Wunsch nach einer kleinen Windanlage für zuhause auf, weil Photovoltaik spätestens im Winter sehr wenig Energie erzeugt. Eine Kleinwindanlage ist hier die perfekte Ergänzung zu einer Photovoltaikanlage. 

Entscheidend für den Erfolg der Windkraftanlage ist ein Grundstück mit hohem Windpotential. Das ist eine unverzichtbare Voraussetzung für die Effizienz einer Windanlage! Lagen im Wohngebiet haben in der Regel viel zu wenig Windenergie. Gute Standorte sind eher im ländlichen Bereich oder am Siedlungsrand, da kann auch die private Stromerzeugung mit kleinem Windgenerator funktionieren. 

Hat man ein windstarkes Grundstück, so stellt sich die Frage an welcher Stelle die Mini-Windanlage installiert werden sollte. Installationsorte könnten sein: auf dem Hausdach, Balkon, im Garten, auf der Garage etc. 

Ein Windgenerator auf dem Dach ist nicht ratsam. Weil die Windverhältnisse in der Regel zu schlecht sind. Zudem kann es Körperschallübertragungen geben, die im Haus zu unangenehmen Geräuschen führen. 

Nicht empfehlenswert: Kleinwindanlagen auf dem Hausdach 

Auch ein Balkon ist kein guter Ort für einen kleinen Windgenerator. Auch hier sind die Windverhältnisse in der Regel zu schlecht aufgrund starker Windturbulenzen, es fehlt die Energie im Wind. Zudem ist der schnell drehende Rotor bei Starkwind ein Sicherheitsrisiko. 

Wer also fürs Eigenheim die Anschaffung eines Windgenerators plant, muss erstmal die Standortfrage stellen: hat mein Grundstück überhaupt genug Wind? 

Windgenerator im Garten

Die Windturbine sollte also auf einem Mast im Garten bzw. auf dem Grundstück installiert werden. Das ist auch einfacher für die Wartung der Anlage, vor allem wenn der Mast abgesenkt werden kann.

Vorher sollte man klären, ob man eine Baugenehmigung braucht, das lokale Bauamt ist hier der Ansprechpartner. Auch mit den Nachbarn sollte man sprechen

Die Kleinwindenergieanlage wird an einer Stelle installiert, bei der es aus Hauptwindrichtung eine möglichst freie Anströmung des Windes gibt. 

Generell muss man bei Windkraft ausreichende Abstände einhalten, beispielsweise zu Nachbargrundstücken. 

Privat genutzter Windgenerator für die 230V Einspeisung

Einspeisen mit 230 Volt ins Hausnetz

Wer den Strom im eigenen Haus nutzen will, dann muss der Windgenerator mit 230V Wechselstrom einspeisen. Unverzichtbar ist also ein netzkonformer Wechselrichter, der aus dem Gleichstrom der Windanlage Wechselstrom erzeugt. 

Wechselrichter für Kleinwindenergieanlagen funktionieren anders als Solar-Wechselrichter. Man benötigt einen speziellen Wind-Wechselrichter, der auf das konkrete Windradmodell (Kennlinie) eingestellt ist und die technischen Richtlinien für die Netzkopplung erfüllt (VDE 4105). Nur dann kann man den Strom der Windanlage regulär ins Stromnetz einspeisen.

Wind-Wechselrichter für Einspeisung ins Hausnetz

Wind-Wechselrichter für Einspeisung ins Hausnetz

Wechselrichter werden für Windgeneratoren mit einer Nennleistung ab rund 2 kW (2.000 Watt) angeboten. Kleinwindanlagen ab 5 kW werden fast immer mit Wechselrichter ausgeliefert. 

Nicht empfehlenswert sind Windgeneratoren mit 230V für die Steckdose (Stecker-Windanlagen). Der Wechselrichter sollte fest im kühlen Keller installiert werden und dort in den Stromkreis des Hauses einspeisen. 

Mikrowindanlagen mit einer Leistung unter 2 kW werden fast immer mit Laderegler für die Batterieladung ausgeliefert. Darunter Hybridregler, die für Photovoltaik und Windkraftanlage genutzt werden können. Solche Windgeneratoren erzeugen je nach Systemspannung Strom mit 12V, 24V oder 48V.  

Wie viel Strom erzeugt ein kleines Windrad?

Ein kleiner Windgenerator mit 1 Meter Rotordurchmesser und rund 100 Watt kann an gutem Windstandort ca. 130 kWh Strom pro Jahr erzeugen. Eine Kleinwindanlage mit 5 Meter Rotordurchmesser und rund 5 kW Leistung könnte durchaus 3.500 kWh Strom liefern. Beide Angaben beziehen sich auf eine mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von 4 m/s. 

Wichtig: der Ertrag einer Kleinwindkraftanlage hängt neben dem Windpotenzial am Standort vor allem von Größe des Rotors ab. Die Nennleistung des Generators ist als Wert weniger aussagekräftig, was die realistische Energiegewinnung angeht. 

Sind kleine Windgeneratoren genehmigungspflichtig?

Kleine Windkraftanlagen für die private Nutzung unter 10 Meter Gesamthöhe sind in manchen Bundesländern nicht genehmigungspflichtig. Das hängt auch vom Gebietstyp ab: Wohngebiet, Gewerbegebiet, Außenbereich (ländliche Gegend) etc. 

Die Genehmigungen und Regeln je Bundesland können also variieren. Lockere Vorschriften gibt es in Baden-Württemberg und Bayern, da dort die Freistellung von der Genehmigung auch für Wohngebiete gilt. 

Allerdings hat man in bebauten Gebieten oft schlechte Windbedingungen. Man sollte vorab unbedingt prüfen, ob man ein Grundstück mit gutem Windpotenzial hat.  

Wie viel kostet ein Windgenerator für zu Hause?

Ein kleines Windrad mit hoher Qualität kostet zwischen 4.000 und 12.000 Euro (inkl. MwSt.) pro Kilowatt installierter Leistung. Durchschnittlich kann man mit 6.000 Euro rechnen. Eine kleine Windturbine fürs Eigenheim mit 5 KW Leistung würde demnach im Schnitt 30.000 Euro Kosten.

Kleinwindkraftanlage mit 5 Kilowatt Leistung

Kleinwindkraftanlage mit 5 Kilowatt Leistung

Im Netz findet man auch deutlich günstigere Produkte, die aber mit hoher Wahrscheinlichkeit von schlechter Qualität sind. Der nächste Sturm könnte dann das Ende des kleinen Generators sein.  

Wichtige Tipps zum Kauf eines Windgenerators

Mit einer Kleinwindkraftanlage wird man nur dann länger zufrieden sein, wenn man bei Auswahl und Kauf wichtige Dinge beachtet. 

#1 Wind am Standort prüfen: 

Ausreichend Strom wird man nur erzeugen können an einem Standort mit viel Wind. Mehr dazu im Fachbericht zur Standortwahl. 

#2 Gute Qualität hat seinen Preis:

Mit Billigware kommt man nicht weit, weil der Wind pro Fläche enorme Kraft ausüben kann. Hochwertige Anlagentechnik ist auch preislich keine Billigware. Empfehlenswerte Hersteller aus Deutschland findest du in diesem Fachartikel

#3 Windgenerator mit allen wichtigen Komponenten:

Entweder Wind-Wechselrichter für die Einspeisung ins Hausnetz oder Laderegler für eine Batterie. Auch Mast oder Befestigungssystem sollten vom Anbieter der Windanlage geliefert werden. Auch Sicherheitskomponenten sind wichtig: Bremssysteme, Überdrehzahlschutz, Sturmsicherung etc. 

#4 Nicht auf unseriöse Werbung reinfallen:

Ein Slogan wie „Windkraft für Jederman“ und dazu ein Foto von einer kleinen Windanlage auf einem Hausdach; das ist das Vorgehen betrügerischer Anbieter. Stelle die Informationen des Anbieters in Frage. Hole unabhängige Referenzen zu einer Windanlage ein. 

#5 Vertikale Windgeneratoren sind nicht Stand der Technik:

Windturbinen mit vertikaler Rotorachse (Standachse) sind aufgrund ihres Aussehens sehr beliebt, haben aber deutliche technische Nachteile. Deutlich besser fährt man mit horizontalen Windkraftanlagen.  

Über den Autor

Patrick Jüttemann

Patrick Jüttemann ist neutraler Experte für Kleinwindkraftanlagen und Autor diverser Fachpublikationen. Er ist Gründer und Inhaber des 2011 gestarteten Kleinwindkraft-Portals und des dazugehörigen YouTube-Kanals "Kleinwindkraft".
Er ist international anerkannter Experte zu gewerblichen und privaten Kleinwindanlagen für die lokale Energieversorgung. Dazu gehört die Integration von Photovoltaik und Stromspeichern.
Seine Arbeit als Autor ist durch aktuelle Marktanalysen, wissenschaftlich fundierte Berichte und Verbraucherschutz gekennzeichnet. Als Experte wird er in diversen renommierten Zeitschriften wie beispielsweise der ZEIT, F.A.Z. und c’t (Heise Gruppe) zitiert.