Je höher die Investition in eine Kleinwindkraftanlage, desto sorgfältiger muss man bei der Informationsbeschaffung und Auswahl vorgehen. Kein leichtes Unterfangen, denn zum einen gibt es unüberschaubar viele Anbieter. Darunter einige Windturbinen fragwürdiger Qualität. Zum anderen gibt es vor allem im Internet eine Flut von Informationsquellen. Neben realistischen und verbraucherfreundlichen Inhalten findet man leider zu oft übertriebene Angaben z.B. zu Stromerträgen einer Windturbine. In den Kleinwind-Leitmärkten USA und Großbritannien wurde dieses Qualitätsproblem mit einem eigenen Zertifizierungsstandard für Kleinwindkraftanlagen angegangen. In Deutschland fehlt dieses Qualitätslabel als Orientierung für hochwertige Windturbinen.
Der Grund für die recht hohe Anzahl nicht empfehlenswerter Turbinen: Es handelt sich um einen jungen Markt, in dem noch keine Marktbereinigung stattgefunden hat wie in der Photovoltaik-Branche. In der PV-Branche gibt es wenige Hersteller mit hoher Qualität.
Prinzipielles Vorgehen
Bei der Dimensionierung der Wind-Turbine steht der angepeilte Jahresstromertrag im Vordergrund: Wie viel Strom für den Eigenverbrauch möchte ich mit dem Windrad pro Jahr erzeugen?
Die Leistung des Windrads ist dabei zweitrangig. Sich auf eine bestimmte Nennleistung festzulegen, ist ein häufiger Fehler beim Kauf einer Kleinwindanlage. Im Vordergrund stehen die zu erzielenden Stromerträge, die wiederum vom Wind-Potenzial am geplanten Aufstellungsort abhängen. Je höher die Investition in die Windkraftanlage, desto sinnvoller ist eine Windmessung.
Die Winddaten des Aufstellungsorts sind unabdingbar für die Bestimmung der Erträge des Windgenerators. Wer eine mittlere Jahreswindgeschwindigkeit von 4 m/s gemessen hat, der muss bei den Anbietern die Jahresstromerträge bei diesen Windverhältnissen für einzelne Windgeneratoren in Erfahrung bringen.
Wenn der eigene Strombedarf und ggf. auch Winddaten bekannt sind, kann man sich gezielt auf die Suche machen. Anstatt zum nächsten Anbieter vor Ort zu gehen, sollte man vorab zwei bis fünf in Frage kommende Kleinwindanlage heraussuchen. Wenn die Modelle bekannt sind, bringt man die entsprechenden Anbieter in der Nähe in Erfahrung.
Bei der Eingrenzung passender Kleinwindkraft-Modelle sollte auf verschiedene Informationsquellen zurückgegriffen werden. Prinzipiell sollte man bei der Informationsbeschaffung eine kritische Haltung einnehmen.
Die wichtigsten Informationsquellen
Angaben der Hersteller und Anbieter
Sich alleine auf die Angaben der Hersteller als auch der Anbieter in Form von Händlern und Installateuren zu verlassen, sollte tunlichst vermieden werden. Es gibt sehr gute und professionelle Kleinwind-Firmen in Deutschland, die seriös und ehrlich mit dem Kunden umgehen. Dazu gehört eine klare Absage, wenn ein windschattiges Grundstück für eine kleine Windkraftanlage nicht geeignet ist. Für den Laien ist es kaum möglich zwischen guten und weniger empfehlenswerten Anbietern zu unterscheiden. Schein und Sein liegen manchmal weit auseinander: Eine aufwendig gestaltete Hochglanzbroschüre bedeutet nicht, dass das Produkt erprobt ist.
In einem Artikel wurden beispielhaft auf Angaben fragwürdiger Hersteller eingegangen. Dem Interessenten werden Ertragszahlen vorgegaukelt, die in der Realität nie erreicht werden können.
Energie- und Umweltmessen
Der Besuch einer Messe bietet die Gelegenheit, mehrere Windgeneratoren diverser Anbieter in Augenschein zu nehmen und Fachgespräche zu führen. Oftmals werden auch Vorträge zum Thema Kleinwindkraft angeboten. Doch man sollte sich bewusst sein, dass die Aussteller nur ein Abbild des Gesamtmarkts sind. Neben dem erfahrenen Installateur mit erprobtem Windgenerator kann auch ein Anbieter von kleinen Windturbinen stehen, deren Marktreife bezweifelt werden muss. Aufgabe eines Messeveranstalters kann es nicht sein, die Anbieter anhand ihrer Produktqualität auszuwählen.
Mit Abstand die wichtigste Kleinwindanlagen-Messe in Deutschland ist die jährlich im März stattfindende New Energy in Husum.
Medien- und TV-Berichte
Einige der großen Flops und Insolvenzen der Kleinwind-Branche wurden vorab in renommierten Zeitungen und Nachrichtenportalen als große Innovation angekündigt. So mancher Hersteller gibt viel Geld für PR-Agenturen aus, die wiederum die Mitarbeiter in den Redaktionen mit Informationen versorgen. Diese übernehmen die Angaben und schalten entsprechende Artikel. Eine kritische Überprüfung der Herstellerangaben kann von den Journalisten nicht erwartet werden. Eine gesunde Skepsis ist ratsam, auch was Berichte im öffentlichen Fernsehen und bekannten Tageszeitungen angeht. Das gilt vor allem für nie dagewesene Innovationen und Weltneuheiten.
Branchenkataloge, Shops und Marktplätze im Internet
Was prinzipiell für Messen gilt, trifft auch für Branchenkataloge und Marktplätze im Internet zu. Mitmachen kann prinzipiell jeder Hersteller und Anbieter von Kleinwindkraftanlagen. Das ist verständlich, da sich die Internetportale oft über kostenpflichtige Einträge der Anbieter finanzieren.
Immer mehr Kleinwindanlagen vor allem in der niedrigen Leistungsklasse bis 1,5 kW werden über zahlreiche kleine Onlineshops, große Shops wie beispielsweise Conrad als auch Amazon und Ebay angeboten. Müßig zu erwähnen, dass auch hier die Qualität der angebotenen Kleinwindturbinen stark variiert.
Branchen- und Verbraucherverbände
Branchenverbände sind öffentlich-neutrale Organisationen und stehen der Teilnahme neuer Mitglieder offen gegenüber. Das müssen sie, da sie sich zu einem Großteil durch die Mitgliedsbeiträge finanzieren. Hat ein Kleinwind-Anbieter das Logo eines Branchenverbands auf seiner Website, spricht das nicht automatisch für die Qualität seiner Produkte. Das wäre nur dann der Fall, wenn in den Verband nur Anbieter mit zertifizierten Produkten aufgenommen würden. Das ginge aber an der Marktrealität in Deutschland vollkommen vorbei, da es einige gute Kleinwindturbinen ohne Zertifizierung gibt.
Während in Branchenverbänden vor allem Hersteller, Anbieter und Dienstleister organisiert sind, haben die Verbraucherverbände einen anderen Fokus: Sie prüfen Produkte kritisch zum Wohle der Käufer. Bei Photovoltaik-Anlagen hat beispielsweise die Verbraucherzentrale NRW in der Vergangenheit fünf der führenden Modulhersteller abgemahnt. Es wäre wünschenswert, wenn die Verbraucherzentralen auch bei Kleinwindkraftanlagen aktiv werden. Der Verbraucher muss vor den schwarzen Schafen geschützt werden.
Kleinwind-Marktreport 2015
Erprobte und empfehlenswerte Kleinwindanlagen findet man im Kleinwind-Marktreport, der regelmäßig aktualisiert wird.
Auf Basis einer kontinuierlichen Marktbeobachtung und umfangreichen Analysen wurden 85 Kleinwindkraftanlagen ermittelt, die in Deutschland angeboten werden. Die Auswahl der Windgeneratoren basiert auf vorab definierten Qualitätskriterien.
Der Report richtet sich an private Hausbesitzer, Unternehmen und Landwirte. Der Report wird aus gutem Grund als PDF-Datei angeboten. Aufgrund der hohen Marktdynamik muss er regelmäßig aktualisiert werden. Updates sind kostenfrei oder sehr günstig. Eine gedruckte Version wäre zu schnell veraltet.
Der Marktreport ist dezidiert herstellerunabhängig und verbraucherfreundlich.
Weitere Informationen zum Report finden Sie hier.