Wärmepumpe und Kleinwindkraftanlage: das perfekte Duo

10/10/2023
Wärmepumpe und Kleinwindkraftanlage

Wärmepumpen sind die Zukunft der Heizungstechnik. Sie bieten nicht nur eine umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen wie Gas und Öl, sondern werden auch großzügig vom Staat gefördert. Während die Kosten für Gas und Öl stark steigen werden, eröffnet die Installation einer Wärmepumpe die Möglichkeit, langfristig Energiekosten zu stabilisieren und gleichzeitig die Umwelt zu schonen.

Doch es gibt noch einen weiteren Trumpf im Ärmel, der die Energieautarkie eines Gebäudes auf ein neues Level heben kann: die Integration einer Kleinwindkraftanlage. In diesem Artikel erfährst Du, warum die Kombination aus Wärmepumpe und Kleinwindkraftanlage das perfekte Duo sein kann.

Heizperiode ist die windstarke Jahreszeit

Der Herbst und Winter bringt einen erhöhten Bedarf an Heizenergie mit sich. Genau in dieser Jahreszeit erweist sich die Kleinwindkraftanlage als besonders wertvoll. Windkraftanlagen produzieren gerade in den windigen Monaten deutlich mehr Strom. Eine Solaranlage kann in Bezug auf die saisonale Energiebereitstellung nicht annähernd mithalten, da ihre Stromerträge im Winter spürbar abnehmen.

Wenn Du also darüber nachdenkst, Deine alte Heizung durch eine Wärmepumpe zu ersetzen, sollte die Idee, auch eine Kleinwindkraftanlage zu installieren, nicht außer Acht gelassen werden.

Bessere Wirtschaftlichkeit und höhere Autarkie durch Eigenverbrauch

Die Regel gilt gleichermaßen für Kleinwindanlagen und Photovoltaikanlagen: Je mehr selbst erzeugter Sonnen- und Windstrom selbst verbraucht wird, desto besser ist die Wirtschaftlichkeit. Denn der Eigenverbrauch erweist sich in der Regel als lukrativer als die Einspeisung ins öffentliche Netz.

Hier kommt der Betrieb einer Wärmepumpe ins Spiel: Sie bietet den idealen Verbraucher, wenn besonders viel Windstrom verfügbar ist. Dies steigert nicht nur die Unabhängigkeit von steigenden Strompreisen, sondern auch die Ersparnisse auf Deiner Stromrechnung.

Mit einer Wärmepumpe als Verbraucher und einem dazugehörigen Pufferspeicher, kann der Eigenverbrauch des selbst produzierten Windstroms deutlich gesteigert werden. Das Energiemanagement sorgt dafür, dass bei der Produktion von Windstrom der Pufferspeicher erwärmt wird.

Strom der Windanlage für die Wärmepumpe

Eine häufig gestellte Frage betrifft die Versorgung der Wärmepumpe mit dem aus der Kleinwindanlage erzeugten Strom. Benötigt es eine spezielle Regelung oder Energiemanagement?

Das grundlegende Prinzip der Selbstversorgung ist in der Regel implementiert: Der Strom aus der Windanlage wird durch einen eigenen Wind-Wechselrichter in Wechselstrom umgewandelt und ins Hausnetz eingespeist. Dieser Strom steht dann allen Verbrauchern zur Verfügung, einschließlich der Wärmepumpe.

Somit wird der selbst erzeugte Strom aus der Kleinwindanlage zuerst im Haus verbraucht. Erst wenn die Eigenversorgung durch Windenergie und Solarenergie nicht ausreicht, wird auf das öffentliche Netz zurückgegriffen.

Bitte als grobe Betrachtung ansehen: Eine private Luft-Wasser-Wärmepumpe benötigt pro Jahr rund 5.000 kWh Strom. Eine Kleinwindkraftanlage mit einer Leistung von 5 Kilowatt könnte an einem Standort mit passablem Windpotenzial ungefähr diese Menge an Strom bereitstellen. Hat man einen sehr guten Standort in Küstennähe mit freier Anströmung aus Hauptwindrichtung, dann kann so eine Kleinwindanlage bis zu 10.000 kWh Strom produzieren. Mitten im Wohngebiet dagegen ist das Windpotenzial zu niedrig.

Alternatives Konzept: Windanlage direkt mit Wärmepumpe koppeln

Beim Einsatz einer Wärmepumpe ist zudem denkbar, die mechanische Energie kleiner Windkraftanlagen nicht in Strom umzuwandeln, sondern direkt an den Kompressor der Wärmepumpe zu übertragen. Die Drehzahl des Windgenerators wird an den Kompressor weitergegeben. Je höher die Drehzahl, desto höher der Wirkungsgrad des Kompressors.

Nach Auskunft von Branchenexperten haben sich Hersteller drehzahlvariabler Wärmepumpen als auch einige Hochschulen mit diesem Antriebskonzept beschäftigt. Marktreife Systeme sind allerdings noch nicht bekannt.

Das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) untersucht in einem Windthermie-Projekt die direkte Umwandlung von Windenergie in Nutzwärme. Bei diesem Forschungsprojekt kommt auch eine Kleinwindanlage zum Einsatz.

Heizkosten sparen durch Kleinwindanlage?

Die höhere Autarkie, die durch die Selbstversorgung mit eigenem Windstrom erreicht wird, bedeutet nicht zwangsläufig, dass Du Energiekosten sparst. Die Kostenersparnis hängt von einer entscheidenden Variable ab: Wie viel Strom die Windturbine erzeugt.

Eine Windkraftanlage kann nur dann viel und kostengünstigen Strom erzeugen, wenn ausreichend Wind auf den Rotor trifft. Eine gründliche Standortanalyse ist daher entscheidend, um langfristig von den Vorteilen zu profitieren. Lass dir keine private Kleinwindanlage fürs Dach aufschwatzen, die in der Regel viel zu wenig Strom erzeugt.

Wer keinen windstarken Standort hat und damit die Voraussetzung für eine Kleinwindanlage nicht erfüllt, muss den Kopf nicht in den Sand stecken. Auch dann macht eine Wärmepumpe oft Sinn. Eine Möglichkeit ist es, die Photovoltaikanlage größer zu dimensionieren in Kombination mit einem Stromspeicher. Damit in den Übergangszeiten möglichst viel Sonnenstrom für die Wärmepumpe genutzt werden kann.

Wärmepumpe fürs eigene Haus: Check durch unabhängigen Experten

Pauschale Ratschläge zur Wärmepumpe sind selten zielführend, da jedes Haus individuelle Eigenschaften aufweist. Der Energiebedarf, die Art der Heizkörper und andere Faktoren spielen eine wichtige Rolle. Deshalb ist es ratsam, eine unabhängige Energieberatung in Anspruch zu nehmen. Ein Experte, der nicht den Verkauf der Technik im Sinn hat, sondern herstellerunabhängig agiert. Der kann dir dabei helfen, die richtigen Entscheidungen für Dein Heizsystem zu treffen.

Insgesamt zeigt sich, dass die Kombination aus Wärmepumpe und Kleinwindkraftanlage ein vielversprechendes Duo darstellt. Kleine Windanlage und Wärmepumpe passen bezüglich der saisonalen Energiebereitstellung besser zusammen als Photovoltaikanlage und Wärmepumpe.  

Über den Autor

Patrick Jüttemann

Patrick Jüttemann ist neutraler Experte für Kleinwindkraftanlagen und Autor diverser Fachpublikationen. Er ist Gründer und Inhaber des 2011 gestarteten Kleinwindkraft-Portals und des dazugehörigen YouTube-Kanals "Kleinwindkraft".
Er ist international anerkannter Experte zu gewerblichen und privaten Kleinwindanlagen für die lokale Energieversorgung. Dazu gehört die Integration von Photovoltaik und Stromspeichern.
Seine Arbeit als Autor ist durch aktuelle Marktanalysen, wissenschaftlich fundierte Berichte und Verbraucherschutz gekennzeichnet. Als Experte wird er in diversen renommierten Zeitschriften wie beispielsweise der ZEIT, F.A.Z. und c’t (Heise Gruppe) zitiert.