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  • Wie sind Kosten und Wirtschaftlichkeit einer Kleinwindkraftanlage zu beurteilen?

An windstarken Standorten können kleine Windkraftanlagen in Deutschland wirtschaftlich betrieben werden. Von Renditemöglichkeiten, wie sie lange Zeit mit Photovoltaik-Anlagen möglich waren, muss man allerdings Abstand nehmen. Das gilt vor allem für Anlagen geringer Nennleistung und kleinem Rotor.

Auch wenn die Wirtschaftlichkeit eine zentrale Prämisse eines Kleinwind-Projektes ist, sollte man andere Motive wie Technik-Begeisterung, autarke Stromversorgung oder eine ökologische Gesinnung nicht außer Acht lassen. Für eine Einsparung von Stromkosten müssen diverse Kriterien erfüllt werden, wie z.B. ein hoher Stromverbrauch und eine windstarke Lage. Vor allem für private Betreiber trifft das oft nicht zu. Diese sollten nicht-wirtschaftliche Motive in den Vordergrund stellen.

 

Kosten_Wirtschaftlichkeit_Kleinwindkraftanlage
Foto: Heyde Windtechnik

Spezifische Investitionskosten

Die Investitionskosten von Kleinwindanlagen liegen in etwa zwischen 3.000 € und 9.000 € pro Kilowatt Nennleistung. Neben der Anlage selbst beinhalten diese Angaben weitere Kostenpunkte wie Genehmigungskosten, Fundament und Wechselrichter. Tendenziell gilt: Je höher die Gesamtleistung einer Anlage, desto niedriger die spezifischen Investitionskosten pro kW installierter Leistung. Ein Landwirt oder Gewerbebetrieb mit einer 10 kW Turbine wird somit eher eine Wirtschaftlichkeit erreichen, als ein Hausbesitzer mit einer 1,5 kW Anlage. Langfristig zählen die Gesamtkosten d.h. die Investitionskosten plus laufende Kosten, die z.B. für Instandhaltung und Reparatur anfallen. Ein Windrad mit höheren Investitionskosten kann im langfristigen Betrieb durchaus günstiger sein, als eine Anlage mit geringerem Kaufpreis.

Stromkosten als wichtigster Faktor für Wirtschaftlichkeit

Vergleicht man in einem Katalog mehrere Anlagen, so neigt man dazu, die Nennleistung und den Gesamtpreis der Anlage als wichtigste Kennziffern wahrzunehmen. Daraus die Wirtschaftlichkeit abzuleiten führt in der Regel zu einem Trugschluss. Denn der zentrale Faktor für die Wirtschaftlichkeit einer Strom erzeugenden Anlage sind die Kosten für die Kilowattstunde Strom. Man spricht auch von Stromgestehungskosten. Kleinwindkraftanlagen der gleichen Leistungsklasse können sehr hohe Unterschiede in der Jahresstromproduktion aufweisen!

Eigenverbrauch erhöht Wirtschaftlichkeit in Deutschland

Wenn die Kleinwindanlage an das öffentliche Stromnetz angeschlossen wird, sollten die Kosten des selbst erzeugten Stroms niedriger sein, als der Strompreis des Energieversorgers. In diesem Fall spart man Stromkosten, wenn man den eigenen Windstrom verbraucht, da man nicht den teuren Strom des Versorgers kaufen muss.
Leider ist der Tarif für ins Netz eingespeisten Strom aus kleinen Windkraftanlagen in Deutschland gering, er liegt bei ca. 9 cent pro kWh. Für die Wirtschaftlichkeit bedeutet dies: Je höher der Eigenbedarf, desto höher die Wirtschaftlichkeit. Bei der Auswahl einer Turbine kann es sinnvoll sein, eine kleinere Anlage zu wählen, die weniger Strom erzeugt. Dafür steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Strom selbst verbraucht und nicht eingespeist wird.

Die Berechnung von Jahreserträgen und Wirtschaftlichkeit einzelner Kleinwindgeneratoren ist über folgendes Excel-Tool möglich.

Kleinwindanlage als Teil einer Inselanlage

Sollte die Kleinwindanlage Teil einer Inselanlage sein, so kommt ein Vergleich mit den Strompreisen des Versorgers, als auch eine Einspeisevergütung nicht in Frage. Der Vergleichsparameter sind die Stromgestehungskosten eines alternativen Kleinkraftwerks, wie z.B. eines Dieselgenerators.

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Über den Autor

Patrick Jüttemann

Patrick Jüttemann ist neutraler Experte für Kleinwindkraftanlagen und Autor diverser Fachpublikationen. Er ist Gründer und Inhaber des 2011 gestarteten Kleinwindkraft-Portals und des dazugehörigen YouTube-Kanals "Kleinwindkraft".
Er ist international anerkannter Experte zu gewerblichen und privaten Kleinwindanlagen für die lokale Energieversorgung. Dazu gehört die Integration von Photovoltaik und Stromspeichern.
Seine Arbeit als Autor ist durch aktuelle Marktanalysen, wissenschaftlich fundierte Berichte und Verbraucherschutz gekennzeichnet. Als Experte wird er in diversen renommierten Zeitschriften wie beispielsweise der ZEIT, F.A.Z. und c’t (Heise Gruppe) zitiert.