Großbritannien als Vorbild: Jahresbericht beschreibt starke Marktentwicklung

10/03/2022
Großbritannien ist Leitmarkt für Kleinwindanlagen
Gute Rahmenbedingungen im Vereinigten Königreich

Großbritannien hat seine Stellung als europäischer Leitmarkt für Kleinwindanlagen eindrucksvoll bestätigt. Die Briten machen vor, wie man einen Markt für Kleinwindkraftanlagen entwickelt und für die notwendigen Rahmenbedingungen sorgt. Deutschland sollte sich ein Beispiel daran nehmen.

Der britische Branchenverband für Erneuerbare Energien renewableUK hat zum siebten Mal einen Jahresbericht über Kleinwindkraftanlagen veröffentlicht. Im führenden europäischen Markt für Kleinwindanlagen geht es weiter aufwärts: Das Jahr 2012 war bislang das Beste in Bezug auf Neuinstallationen. Wie die Bezeichnung „Small and Medium Wind UK Market Report“ nahelegt, umfasst der Report nicht nur kleine Windkraftanlagen unter 100 kW Nennleistung, sondern auch mittelgroße Anlagen zwischen 100 kW und 500 kW. Bei der statistischen Erfassung wird das Kleinwind-Segment mit Windturbinen unter 100 kW allerdings klar abgegrenzt.

In der folgenden Grafik wird das Marktwachstum einzelner Marktsegmente anhand der jährlichen installierten Leistung in MW verdeutlicht.

Installation Kleinwindturbinen England

Das stärkste Marktwachstum wurde im Marktsegment zwischen 15 kW und 100 kW verzeichnet. Im Jahr 2011 wurden Kleinwindkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 6,45 MW im Jahr 2012 von 18,06 MW aufgebaut. Das kommt fast einer Verdreifachung gleich. Das Segment der Mikrowindturbinen bis 1,5 kW Nennleistung verzeichnet dagegen eine Stagnation.
Die durchschnittliche Leistung aller installierten Kleinwindanlagen ist insgesamt gestiegen. Während diese im Jahr 2010 noch 4,9 kW betrug, lag die durchschnittliche Nennleistung im Jahr 2012 bei 7,7 kW.

Auf die installierten Stückzahlen geht die folgende Grafik ein.

2_Installation nach Stückzahl
Im Kleinwind-Segment bis 100 kW wurden im Jahr 2012 insgesamt 3.715 Windgeneratoren installiert. Während die Anzahl im Segment bis 1,5 kW im Vergleich zum Vorjahr stagnierte, gab es in den anderen Leistungssegmenten deutliche Zuwächse. Eine Verdoppelung fand im Segment von 15 bis 100 kW statt: Im Jahr 2011 wurden 150 im Jahr 2012 schon 348 Kleinwindgeneratoren aufgebaut.

Vertikale Windturbinen und Dachanlagen ohne Bedeutung

Bezogen auf den Anlagentyp zeigt sich die technische Überlegenheit horizontaler Windkraftanlagen: Während im Jahr 2012 insgesamt 3.711 Kleinwindturbinen mit horizontaler Rotorachse installiert wurden, waren es nur 32 vertikale Windräder. Im Jahr 2011 wurden noch 59 Vertikalläufer installiert, die geringen Installationszahlen sind somit stark rückläufig.

Genauso wenig, wie sich Vertikalläufer durchsetzen konnten, spielen gebäudeintegrierte Windturbinen eine Rolle in England und Schottland. Im Jahr 2012 wurden 3.731 freistehende Kleinwindenergieanlagen auf einem Mast und nur 12 gebäude- bzw. dachintegrierte Anlagen installiert.

Kleinwind-Branche schafft Arbeitsplätze vor allem in ländlichen Regionen

Ein Großteil der Kleinwind-Projekte wird in ländlichen Regionen realisiert. Neben Landwirten und Gewerbebetrieben gehören auch private Hausbesitzer zu den typischen Betreibern. In der britischen Kleinwind-Branche (bis 100 kW Leistung) wurden in den drei Jahren zwischen 2010 und 2012 insgesamt 1864 neue Vollzeitjobs geschaffen, was eine Verdreifachung bedeutet.

Der starke Heimatmarkt ist für die über zehn britischen Hersteller ein gutes Sprungbrett für die Erschließung von Auslandsmärkten. Neben jeder im Vereinigten Königreich installierten Kleinwindanlage inländischer Hersteller wird eine im Ausland verkauft. Besonders hohe Exportzahlen weist das Mikrowindanlagen-Segment bis 1,5 kW Nennleistung auf.

Rahmenbedingungen in England als Vorbild für Deutschland

Grundlage für die starke Marktentwicklung in England sind zum einen feste Einspeisetarife, zum anderen der nationale Kleinwind-Zertifizierungsstandard MCS. In den Genuss des Einspeisetarifs kommen nur Betreiber eines Kleinwindrads mit MCS-Qualitätssigel. Seit dem 01.12.2012 wird für Windturbinen mit einer Nennleistung unter 100 kW ein Einspeisetarif von 21,65 Pence pro kWh gezahlt, das entspricht rund 26 Euro-Cent pro kWh. Ab April 2014 soll eine Degression des Tarifs eingeführt werden, die sich an der installierten Gesamtkapazität orientieren wird.

Im Vergleich mit Großbritannien steht der deutsche Markt noch am Anfang. In Deutschland hat es für Kleinwindkraftanlagen nie einen die Marktentwicklung unterstützenden Einspeisetarif gegeben, so wie es für PV-Anlagen hierzulande über Jahre hinweg praktiziert wurde. Doch auch in Deutschland verbessern sich aufgrund der steigenden Strompreise die Rahmenbedingungen für den wirtschaftlichen Betrieb einer Kleinwindanlage stetig.

Download des Jahresberichts:
Small and Medium Wind UK Market Report 2013

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Über den Autor

Patrick Jüttemann

Patrick Jüttemann ist neutraler Experte für Kleinwindkraftanlagen und Autor diverser Fachpublikationen. Er ist Gründer und Inhaber des 2011 gestarteten Kleinwindkraft-Portals und des dazugehörigen YouTube-Kanals "Kleinwindkraft".
Er ist international anerkannter Experte zu gewerblichen und privaten Kleinwindanlagen für die lokale Energieversorgung. Dazu gehört die Integration von Photovoltaik und Stromspeichern.
Seine Arbeit als Autor ist durch aktuelle Marktanalysen, wissenschaftlich fundierte Berichte und Verbraucherschutz gekennzeichnet. Als Experte wird er in diversen renommierten Zeitschriften wie beispielsweise der ZEIT, F.A.Z. und c’t (Heise Gruppe) zitiert.