Probleme und Insolvenzen großer Hersteller kennt man eher von der Solar- als von der Kleinwindanlagen-Branche. Das US-Unternehmen Southwest Windpower gilt in Branchenkreisen als Weltmarktführer für Kleinwindkraftanlagen, zumindest was Absatzmärkte in westlichen Industrienationen angeht. Die Modellpalette des Herstellers reicht von der kleinen AIR für die Batterieladung, über die Whisper (Leistungsbereich 0,9 bis 3,2 kW) bis hin zur Skystream mit einer Nennleistung von 2,4 kW.
Fragwürdige Informationspolitik des Kleinwindrad-Herstellers
Seit Anfang Februar 2013 gab es Anzeichen von Unstimmigkeiten bei Southwest Windpower. Die Preise wurden für ein Modell stark erhöht. Auch Änderungen bei den abzunehmenden Mindest-Stückzahlen für Vertriebspartner wurden von Insidern genannt. Auf der Website des Unternehmens wurden drastische Änderungen der Modellpolitik angekündigt. Das Unternehmen war auf einmal selbst für langjährige Vertriebspartner nicht mehr erreichbar. Trotz deutlicher Anzeichen für den Niedergang des Unternehmens konnte man auf US-amerikanischen Onlinemedien keinerlei Hintergrundberichte finden. Bis zum Erscheinen eines Artikels bei der Arizona Daily Sun am 21.02.2013.
Artikel in der Arizona Daily Sun
Im Artikel der Arizona Daily Sun wird erwähnt, dass den Mitarbeitern von Southwest Windpower am 20.02. von der Geschäftsführung mitgeteilt wurde, dass die Produktionsstätte in Flagstaff, Arizona, geschlossen wird. Alle betroffenen Mitarbeiter sollten die Firma sofort verlassen. Reporter der Zeitung konnten weder in Flagstaff, noch in der administrativen Zentrale des Unternehmens in der Nähe von Denver, Colorado, Vertreter von Southwest Windpower erreichen. Die Europazentrale in Köln scheint auch nicht mehr besetzt zu sein.
Übernahme einzelner Windgeneratoren-Modelle
Modellreihe AIR
Wie auf der Internetseite von Southwest Windpower nachzulesen ist, wurde die Modellreihe AIR vom Unternehmen Primus Wind Power aus Lakewood, Colorado übernommen. Primus wird nicht nur die Produktion der AIR Breeze, AIR 30 und AIR 40 übernehmen, sondern ist auch Ansprechpartner für Gewährleistung und Ersatzteile: www.primuswindpower.com
Die Niederlassung in Köln, die unter Southwest Windpower GmbH firmiert, soll für die AIR-Serie immer noch den Vertrieb in Europa, Mittleren Osten und Afrika organisieren.
Modellreihe Whisper
Die Whisper 100 wird nicht mehr produziert. Bestehende Produktgarantien werden allerdings weiter abgedeckt. Produktion und Vertrieb der Whisper 200 (1 kW, Dreiblatt-Rotor) und Whisper 500 (3,2 kW, Zweiblatt-Rotor) wurden per Lizenz an das indische Unternehmen Luminous Renewable Energy Solutions aus New Delhi übertragen: www.luminousrenewable.com
Luminous gehört zum französischen Elektrotechnik-Konzern Schneider Electric. Luminous produziert komplette Off-Grid-Systeme bestehend aus PV-Anlagen, Kleinwindanlagen, Batterien und Leistungselektronik. Nach Aussage von Luminous wurden die Whisper 200 und 500 schon seit drei Jahren in Indien gefertigt. Die Whisper 100 wurde aufgegeben, da diese weniger ertragsstark und nicht so robust wie die beiden anderen Modelle sei. Manche Länder in Europa wie Frankreich und Spanien werden von Luminous schon beliefert, Deutschland wird bald folgen.
Nachtrag vom 18.06.2013:
Als neuer Distributor der Whisper 200 und Whisper 500 für Europa inkl. Deutschland ist nun die französische Niederlassung des Unternehmens CAP ENERGIE verantwortlich. Das Unternehmen hat bereits sieben Jahre Erfahrung im Vertrieb der Whisper.
CAP ENERGIE
Tamara Don
European Sales
France: +33 (0)6 29 42 38 92
Tel: +33 (0)4 67 56 77 91
E-mail:
Web: www.capenergie.co.uk/downloads/wind-turbine-products.html
Lesetipp:
Beschreibung einer hybriden Inselanlage in der die Whisper eingesetzt wird.
Modell Skystream
Die zertifizierte Skystream hat einen guten Ruf und hat hohe Stromerträge u.a. auf einem Testfeld in Holland unter Beweis gestellt.
Nachtrag vom 05.09.2013:
Die Produktion der Skystream wurde vom US-Unternehmen XZERES Wind übernommen. Die Skystream wird somit auch weiter in Deutschland angeboten.
Weitere Informationen:
Artikel vom 09. Juli 2013 auf marketwire.com
Produkt-Seite der Skystream bei XZERES
Luvtec: Ein Anbieter der Skystream in Deutschland
Gründe für die drastischen Schritte unklar
Das Abtauchen der Verantwortlichen bei Southwest Windpower macht eine transparente Berichterstattung schwer möglich. Gespräche mit Vertriebspartnern lassen den Schluss zu, dass technische Probleme kaum der Grund für die Aufgabe des Unternehmens sein können. Ein Fall wie der des schottischen Herstellers Proven, der aufgrund technischer Probleme die Segel streichen musste, liegt wohl nicht vor. Insofern muss man eher von finanziellen Gründen ausgehen. Die eher schwache Nachfrage auf dem Heimatmarkt in den USA könnte eine Ursache sein.
Das äußerst fragwürdige Verhalten des Managements ändert nichts an der hohen Produktqualität der Kleinwindenergieanlagen. Ob diese unter dem Namen Southwest Windpower oder einem anderen Namen angeboten werden ist nicht entscheidend.